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Vielfalt und Herausforderungen in der politischen Bildung

Wege zur Professionalisierung und Qualifizierung

Um Anwalt zu werden, studiert man Jura, um Ärztin zu werden, studiert man ­Medizin. Die Schreinerin macht eine Schreiner-Lehre, der Krankenpfleger eine ­Pflege-Ausbildung. Doch um in der außerschulischen politischen Bildung zu ­arbeiten, gibt es keine vorgefertigten Wege, entsprechend bunt gemischt ist das Berufsfeld. Welche Diskussionen werden geführt, wenn Vertreter*innen dieser heterogenen Profession zusammenfinden?


Auf dem 15. Bundeskongress Politische Bildung 2023 in Weimar standen viele komplexe Fragen zur Debatte: Wie mag die Zukunft der politischen Bildung aussehen, wie lassen sich Transformationsprozesse gestaltbar machen, auf welche Weise erreicht man neue (und alte) Zielgruppen? Abseits der großen Sektionen gab es an zahlreichen Ständen ebenso Gelegenheit, um in kleinen Austauschzirkeln ins Gespräch zu kommen. So stellte eine Besucherin den Anwesenden am Stand des Bundesausschuss Politische Bildung eine vermeintlich simple Frage: Sie interessiere sich seit jeher für die außerschulische politische Bildung, halte demokratisches En­gagement für wichtig und würde gerne in diesem Feld ar­beiten. Welche Möglichkeiten gebe es, um sich hierfür zu qualifizieren oder bereits vorhandene Kompetenzen zertifizieren zu lassen? In den meisten Berufsfeldern dürfte eine solche Frage vergleichsweise einfach zu beantworten sein. Doch selbst erfahrene politische Bildner*innen mussten in diesem Moment kurz innehalten und überlegen. Viele seien Quereinsteiger*innen, lautete eine Antwort, manchmal würde man da „einfach so reinrutschen“, eine andere. Unter dem Strich lautete die – für den Moment sicherlich unbefriedigende – Antwort: Ganz so genau lässt sich das gar nicht sagen. Doch wie kann das sein in einem Bereich, der für die Demokratie von so essenzieller Relevanz ist und in dem auch der Staat jedes Jahr Fördersummen in dreistelliger Millionenhöhe investiert?

Vielfalt der Herausforderungen: Warum trägerübergreifende Qualifizierung in der politischen Bildung unerlässlich ist?

Es gibt mannigfaltige Gründe für trägerübergreifende Qualifizierungsmöglichkeiten: In der außerschulischen politischen Bildung zu arbeiten, bedeutet meist deutlich mehr als „nur“ die Konzeption und Durchführung didaktischer Formate. Neben pädagogischen Fähigkeiten sind auch eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit sowie die kreative Ansprache von Zielgruppen gefragt. Dabei ist ein weitreichendes Wissen über die Lebenswelten der Zielgruppen notwendig. Hinzu kommen in der Regel umfassende administrative Aufgaben gegenüber Fördermittelgebern, die sowohl rechtliche als auch finanzielle Aspekte umfassen (vgl. Hufer/Richter 2013: 16 f.). Diese Breite an Querschnittsaufgaben steht in Kontrast zu bisweilen prekären Beschäftigungsverhältnissen und ihre Bewerkstelligung kann den Raum einnehmen, den es eigentlich für die (Weiter-)Entwicklung der…

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Die Autorin

Annika Breuer B.A., ist Referentin für politische Jugendbildung bei der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB) sowie Projektleitung für das Projekt „Reden wir Tacheles! AKSB-Anlaufstelle gegen Antisemitismus“.

Der Autor

Felix Nolte M.A. ist Projektkoordinator bei den Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD). Zuvor war er als Referent im Projekt „RespACT“ der AKSB sowie als Leiter des Projektes „Resilient!“ beim Bundesausschuss Politische Bildung (bap) tätig.