Unsere Stimme für die Demokratie
Podcastprojekt für eine kritische Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus in Verden (Aller)
Wie kann politische Bildung junge Menschen darin bestärken, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen und gleichzeitig Verantwortung für die Gegenwart zu übernehmen? Wie lässt sich Erinnerungskultur lokal verankern und zugleich mit modernen, digitalen Ausdrucksformen verbinden? Das Projekt „Unsere Stimme für die Demokratie – Ein Podcast-Projekt von Jugendlichen für eine kritische Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus in Verden (Aller)“ versucht, auf diese Fragen sinnvolle Antworten zu geben. Das Projekt, das im Oktober 2024 begann und für ein Jahr läuft, wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung Zukunft (EVZ) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Programms JUGEND erinnert engagiert gefördert.
Im Rahmen des Projekts setzen sich Schüler*innen der zehnten Klasse aus zwei weiterführenden Schulen in Kirchlinteln (Kreis Verden) und der Stadt Verden intensiv mit den Biografien von Personen auseinander, die während des Nationalsozialismus in ihrer Stadt und ihrem Landkreis lebten. Dabei werden verschiedene Biografien betrachtet: die von Juden*Jüdinnen, Sinti*zze und Rom*nja, Widerstandskämpfer*innen, Täter*innen und Mitläufer*innen sowie marginalisierten Personengruppen wie queeren Menschen. Der Workshop ist auf zehn bis zwölf Schulstunden angelegt und wird in dem Projekt an zwei bis drei Schultagen durchgeführt. Nach einem inhaltlichen Input, der unter anderem die gemeinsame Verständigung über „ground rules“ für das respektvolle Miteinander und das Bearbeiten der Biografien beinhaltet, finden sich die Schüler*innen in Kleingruppen – den so genannten „Expert*innen-Gruppen“ – zusammen. Darin erarbeiten sie anhand von audiovisuellem Material allgemeine Fakten und Kontextwissen zum Nationalsozialismus, das sie für die spätere Bearbeitung ihrer Biografie benötigen. Dazu zählt u. a. Hintergrundwissen zu Juden*Jüdinnen und Sinti*zze und Rom*nja im NS, zu Widerstand und Mitläufertum sowie zu historischer Quellenarbeit und zur Arbeit mit Biografien.
Anschließend wählen die Schüler*innen in neu formierten Kleingruppen von bis zu fünf Personen vom Projektteam vorbereitete Biografien aus, recherchieren deren historische Kontexte und Lebenswege. Sie erstellen darauf basierend Podcasts, die ihre Ergebnisse auf kreative und zielgruppengerechte Weise präsentieren. Dabei wird den Schüler*innen überlassen, die Schwerpunkte ihrer bearbeiteten Biografie selbst zu wählen und interessengeleitet zu recherchieren – nicht nur mit dem vorbereiteten Material, sondern auch mit ihren Handys und Laptops. Das Projektteam steht in dieser Phase für Fragen, Diskussionen und Unterstützung bei der Recherche bereit.
Die Auswahl der Biografien erfolgt im Vorfeld durch das Projektteam, das eine umfassende Archivrecherche durchführt, um geeignete und ausreichend überlieferte…
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Die Autorin
Abelina Junge (M.A.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Demokratie der Leibniz Universität Hannover. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind historisch-politische Bildungsarbeit mit digitalen Medien sowie Public History.
Der Autor
Joost Reschke ist studentische Hilfskraft beim Institut für Bildung – Forschung – Qualifizierung e. V. und arbeitet im Projekt „Unsere Stimme für die Demokratie“.