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Smarte Jugendarbeit und Selbstverständnis politischer Bildung

Zur Bedeutung digitaler Medienpraktiken junger Menschen für politische Bildung im Rahmen Offener Jugendarbeit

In den einzelnen Settings und Räumen der Offenen Jugendarbeit kommen ­verschiedene digitale Medienpraktiken zum Tragen, die relevant für politische Bildung und deren Selbstverständnis werden (können). Junge Menschen ­kommunizieren, gestalten Inhalte und informieren sich zunehmend in digitalen Räumen bzw. in physisch-virtuell vernetzten Bezügen, die das professionelle ­Handeln von Fachkräften herausfordern, gleichzeitig aber auch Anknüpfungspunkte an ein Selbstverständnis politischer Bildung liefern können.


Eine Situationsbeschreibung: Freitagnachmittag im städtischen Jugendtreff: Ein paar Jugendliche spielen Tischtennis mit der Sozialarbeiterin, andere chillen auf dem Sofa. Eine Gruppe von drei Jungen, die auf dem Sofa sitzt, beschäftigt sich mit dem Handy, das der Junge in der Mitte in den Händen hält. Die beiden anderen beugen sich rüber zu ihm, um den Bildschirm zu sehen. Sie scrollen durch TikTok, kommentieren immer mal laut ein paar Kurzvideos, die sie sehen. Es fallen Sätze wie: „Israel feuert sogar Bomben auf Schulen ab“, und erreichen damit die Aufmerksamkeit der anderen Jugendlichen und der Sozialarbeiterin. Die Sozialarbeiterin wirkt irritiert von der Aussage und fragt, wo sie das aufgeschnappt hätten. „Hab ich auf TikTok gesehen.“ „Und dann glaubst du es direkt?“ fordert die Sozialarbeiterin den Jungen heraus. „Na ja, gibt doch Videobeweis“, weiß der Junge zu entgegnen. Es entsteht eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit von TikTok, Desinformationen und Fake News und welche Rolle Algorithmen dabei spielen.

Sozialpädagogischer Alltag

Die beschriebene Szene ist Alltag in der Offenen Jugendarbeit und macht auf verschiedene Aspekte aufmerksam: Social Media Plattformen wie TikTok und Co und deren (mitunter fragwürdigen) Inhalte werden in den Räumlichkeiten wie Jugendtreffs von jungen Menschen konsumiert und auch offen thematisiert, indem sie mit anderen jungen Menschen oder Fachkräften besprochen werden. Diese alltäglichen Situationen weisen auf räumliche Verknüpfungen zwischen physisch-materiellen und virtuellen lebensweltlichen Bezügen hin, die das professionelle Handeln der Fachkräfte durchaus herausfordern können (vgl. Deinet/Reutlinger 2019: 9). Sie resultieren, wie in der oben beschriebenen Situation, aus einer politischen Sozialisation junger Menschen in hybriden Sozialräumen (Brock/Hoffmann 2025), die von der Fachkraft im Hier und Jetzt des Jugendtreffs aufgenommen und bearbeitet werden. Hierbei werden Fragen nach medialen Logiken von Plattformen aufgeworfen, nach der Bedeutung von Algorithmen oder den medientechnischen Möglichkeiten von Manipulation von Medienerzeugnissen. Im Folgenden widmen wir uns diesen Aspekten, in dem wir beschreiben, wie politische Bildung im Rahmen einer Smarten Jugendarbeit diese hybriden Lebenswelten junger Menschen aufgreifen und…

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Die Autorin

Tanja Brock M.A. ist Fachreferentin für Smarte Jugendarbeit (Sächsische Landjugend e. V., Dresden). Sie promoviert zu jugendlichen digitalen Medienpraktiken im Kontext Offener Jugendarbeit am DFG-Graduiertenkolleg „Folgen sozialer Hilfen“ an der Universität Siegen.

Der Autor

Sascha Rusch Dipl. Päd. ist Bildungsreferent für Smarte Jugendarbeit (Sächsische Landjugend e. V., Dresden).