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Religion, safer spaces und braver spaces

Chancen community-basierter politischer Bildung

In einer multidiversen und multireligiösen Gesellschaft spielt die Auseinandersetzung mit Diskriminierungen und religiöser Vielfalt eine zentrale Rolle in der politischen Bildung. Religion ist nicht nur ein persönlicher Glaube, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen, das Werte, Normen und Identitäten in einer Gesellschaft normativ prägt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig eine Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld von Religion und Säkularität zur Professionalisierungskompetenz von Pädagog*innen zu erlangen, insbesondere in der politischen Bildung.



Religionssensibilität spielt in der politischen Bildung zunehmend eine entscheidende Rolle, da sich Spannungs- und Konfliktfelder für marginalisierte Religionsgemeinschaften wie zum Beispiel im Kontext von Muslim*innen durch Antimuslimischen Rassismus und Antijudaismus bei Jud*innen im pädagogischem Handlungsfeld zeigen und die dominanzgesellschaftliche Ausschlusspraktiken reproduzieren. Es ist als politische*r Bildner*in daher wichtig, ein Verständnis und Kenntnisse über verschiedene religiöse Traditionen, Überzeugungen und Praktiken zu erlangen. In einer Welt, in der Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammenleben, ist es notwendig, ein Bewusstsein für die Vielfalt der Glaubensgemeinschaften und Religionen zu entwickeln. Religionssensibilität setzt hier an und kann nicht nur das Wissen über andere Glaubenssysteme fördern, sondern auch Empathie und Solidarität. Sie hilft, Vorurteile abzubauen und Missverständnisse zu vermeiden, die oft zu Konflikten in einer Migrationsgesellschaft führen können.

Wissenschaftler*innen fordern programmatisch schon lange ein „Pädagogisches Können in der Migrationsgesellschaft“. Damit gemeint ist den spezifischen Rahmenbedingungen in einer von Migration geprägten Gesellschaft gerecht zu werden und „gleichzeitig stereotype und stig­matisierende Fest- und Zuschreibungen zu reflektieren und zu vermeiden“ (Doğmus/Karakaşoğlu/Mecheril 2016: 89–102). Dies bedeutet, dass Differenzsensibilität und eine Auseinandersetzung mit Diskriminierungsformen zur Kernkompetenz von Pädagog*innen und politischen Bildner*innen gehören sollten.

Religious Literacy als Kompetenzbegriff meint weder interreligiösen Dialog noch eine Expertise zu einzelnen Religionen, sondern ein grundlegendes Verständnis von historischen und gegenwärtigen Bedingungen und Ausdrucksformen religiösen Denkens und Handelns (vgl. Karakaşoğlu 2020: 83–106). Darüber hinaus trägt religionssensible Bildung dazu bei, religiöse Praktiken im Kontext von säkularen Gesellschaften und Normen zu betrachten. Auf diese Weise kann ein tieferes Verständnis für die eigenen Überzeugungen entwickelt und Gemeinsamkeiten für demokratische Grundrechte und Menschenrechte miteinander verbunden werden. Dies fördert nicht nur eine rassismuskritische Bildung, sondern demokratische Grundwerte, die den Zusammenhalt…

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Die Autorin

Karima Benbrahim ist Erziehungs­wissenschaftlerin und Konfliktmediatorin. Sie ist Leiterin der landesweiten Fachstelle IDA-NRW und war Mitglied des Unabhängigen Expert*innenkreises Muslimfeindlichkeit des Bundesinnenministeriums (UEM). Sie forscht und publiziert zu Rassismuskritik, Rechtsextremismus, Empowerment und Communityarbeit.