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Politische Gestaltungszeit in Hessen in den 1970er und 80er Jahren

Armin Clauss im Interview

Die Förderung der politischen Bildung und der Jugendarbeit insgesamt entwickelten sich in Deutschland nach dem amerikanischen zonalen Jugendprogramm „German Youth Activities (GYA) sowie ersten Angeboten von Kreis- und Stadtjugendausschüssen und auch verbandlichen Jugendgruppen und -ringen. Die Schwerpunkte lagen in den Bereichen Sport, Basteln, Theater und Diskussionsgruppen und Heimabenden. Mit der Gründung der Bundesrepublik wurde die Jugendarbeit und -bildung ab 1949 zunächst über Pläne, Richtlinien und Erlasse geregelt und gefördert. So gab es neben dem Bundesjugendplan, der 1950 erstmals aufgelegt wurde, auch Landesjugendausschüsse und Landesjugendpläne - so in Hessen den „Hessenjugendplan“. Mit der Auflösung des Landesjugendausschusses war der Hessische Jugendring der einflussreiche Akteur der Jugendverbände.

Zu den ersten Aufgaben des Bundesjugendplans zählten u. a. die „Förderung von Jugendverbänden“, der „internationale Jugendaustausch“ und die „staatspolitische Erziehung“ in „Ausbildungsstätten von Jugendorganisationen“. Aus dem Hessenjugendplan wurden die Jugendverbände/der Hessische Jugendring und die Landkreise/Städte gefördert. Weiter gab es von den „Kreisjugendpflegen“ vielfältige kommunale und verbandlich geförderte Angebote der Jugendarbeit und -bildung. Nach der Präambel und den Grundsätzen der unterschiedlichen Pläne war in den 1950er Jahren die Rede – so die Diktion der Zeit – von der „Selbsterziehung der Jugend“; die außerschulische Erziehung und Bildung wurde als „vordringliche Aufgabe“ postuliert. Mit dem Beginn der bildungspolitischen Reformphase ab Mitte der 1960er Jahre, den Jugendrevolten in der zweiten Hälfte der 1960er und den 70er Jahren, emanzipatorischen Entwicklungen in den Jugendverbänden sowie den Herausforderungen durch antisemitische und neonazistische Vorfälle gab es verstärkt die Forderung nach schulischer und außerschulischer politischer Jugendbildung, nach gesetzlicher Absicherung und Professionalisierung. Die Forderungen wurden untermauert mit theoretischen Fundierungen und Begriffen wie Emanzipation und Selbstverwaltung, Mitbestimmung und Mitwirkung. Dies führte im Bundesjugendplan zur Förderung von außerschulischer politischer Bildung und in Hessen – wie auch in anderen Bundesländern – zur Verabschiedung von Jugend- und Erwachsenenbildungsgesetzen sowie Freistellungs-/Bildungsurlaubsgesetzen. In der politisch-parlamentarischen Durchsetzung und Verabschiedung im Juni 1974, der folgenden Umsetzung sowie der weiteren nicht immer konfliktfreien Entwicklung dieser Bildungsgesetze in den 1970er und 80er Jahren war Armin Claus als Landespolitiker und Hessischer Sozialminister wesentlich beteiligt. In einem Gespräch blickt er zurück auf diese Zeit. 


Benno Hafeneger: Wann war deine gestaltende Zeit als Sozialminister in Hessen? Für was warst du zuständig?

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Der Interviewte

Armin Clauss wurde am 16.3.1938 in Lauffen am Neckar geboren. Nach seiner Ausbildung und Beschäftigung als Postbeamter bei der Deutschen Bundespost besuchte er die Akademie der Arbeit an der Goethe-Universität Frankfurt. Später arbeitete er als Assistent an der Fritz-Tarnow-Schule und war Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall. Clauss wurde schließlich DGB-Vorsitzender in Hessen (1972–1976) und war 34 Jahre lang (1970–2003) SPD-Landtagsabgeordneter, davon zeitweise auch Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Zudem war er Landtagsvizepräsident und bekleidete zwischen 1976 und 1987 das Amt des Arbeits-, Sozial-, Gesundheits- und Umweltministers in Hessen.

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