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Politische Bildung in katholischer Trägerschaft: Ein Kaleidoskop.

Gunter Geiger: Katholische politische Bildung? Ein Aufruf zur Diskussion. Opladen, Berlin, Toronto (Verlag Barbara Budrich) 2023, 147 S., 19,99 €

Der vorliegende Sammelband „Katholische politische Bildung?“, heraus­gegeben vom Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Fulda und AKSB-Vorsitzenden Gunter Geiger, trägt den Untertitel „Ein Aufruf zur Diskussion“. In 14 Artikeln nähert sich der Sammelband der Frage, was bei katholisch politischer Bildung unter katholisch zu verstehen sei oder ob nicht treffender doch von politischer Bildung in katholisch-sozialer Trägerschaft gesprochen werden sollte. Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert: I. Literarische Perspektiven, II. Praxis und Erfahrung, III. Wissenschaft: Bildungstheoretische, theologische und philosophische Überlegungen und IV. Gesellschaftlicher Auftrag.

Die ersten beiden Kapitel hinterfragen den Begriff des Katholischen. Der Leser*in begegnen vielfältige gesellschaftliche Assoziationen, die mit diesem Wort verknüpft werden. So schwingen für die Autorin des ersten Beitrages Lisa Krusche negative Assoziationen mit, so dass sie skeptisch ist, zur Bildung vorzudringen (21). Demgegenüber beschreibt Nora Gomringer am Beispiel des 2011 installierten Kunstwerk-Gebäude-Wesens im belgischen Borgloon, wie die Begegnung mit der Kirche als architektonischem Kumulationsort des Heiligen beim Betreten die Kraft besitzt, das Leben der Gläubigen zu verändern (27). Sie betont die überwältigend hohe Prozentzahl nicht-menschenverachtender guter Taten als Praxis in der Kirche, die den Menschen und die Schöpfung ins Zentrum rücken und verweist auf deren Opfer- und Hilfsbereitschaft (29). Katholische Kirche wird hier – ganz gegen den Trend – positiv mit ihrem Einsatz für die Menschen beschrieben.

Bei der Annäherung, was sich hinter dem Begriff des Katholischen verbirgt und wie er mit Leben gefüllt werden kann, überzeugt der Tagungsband insgesamt mit einer differenzierten Darstellung, die auch vor unbequemen Wahrheiten nicht zurückschreckt. So wird die unzureichende und zum Teil auch fehlende Aufarbeitung des (sexuellen) Missbrauchs an mehreren Stellen ähnlich offen benannt, wie die hierarchischen Strukturen innerhalb der Institution Kirche. In diesem Zusammenhang weist Klaus Mertes in seinem Beitrag auf einen wichtigen gesellschaftlichen ­Wandel hin. Während der Zusatz des „katholischen“ bei Bildungseinrichtungen in den Anfangsjahren der Bundesrepublik noch als positives Prädikat wahrgenommen wurde, wirkt er heute eher stigmatisierend und die Einrichtungen „stehen unter Verdacht, weil sie katholisch sind“ (45). Diese Analyse verdeutlicht den gesellschaftlichen Kontext, in dem sich viele katholische Einrichtungen bewegen und wie sehr ihnen heute skeptisch begegnet wird. Gleichzeitig hebt Mertes am Beispiel des Schulwesens hervor, was mit einer rein laizistischen Ordnung ­verloren ginge: Denn insbesondere katholische (Schul-)Bildung verbinde die humanistischen…

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Der Rezensent

Robert Kläsener ist Diplom-Theologe und leitet den Fachbereich Politische Bildung in der Kommende Dortmund, dem Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn.