Zum Hauptinhalt springen

Partizipative und multimethodische Evaluation – Begleitung statt Bewertung

Im Rahmen des Projekts PrEval (Evaluationsdesigns für Präventionsmaßnahmen – Multi­methodische Ansätze zur Wirkungsermittlung und Qualitätssicherung in der Extremismusprävention sowie den Schnittstellen zur Gewaltprävention und politischen Bildung), eines Verbundprojekts, das vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) koordiniert wird, wurde ein Pilotprojekt zur Evaluation von Maßnahmen der Extremismusprävention und politischen Bildung durchgeführt. Das Projekt PrEval wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) im Rahmen des „Nationalen Präventionsprogramms gegen islamistischen Extremismus“ gefördert. Gegenstand der Evaluation waren Angebote und Durchführung der Projekte „bildmachen“ und „Wie wollen wir leben?“ von ufuq e. V., einem Verein, der vor allem in Prävention und politischer Bildung zu den Themen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus aktiv ist. Grundlegend für das Evaluationskonzept war die Zusammenarbeit von Fachpraxis und Wissenschaft im Rahmen eines längerfristig angelegten Vorhabens. Auch in diesem Vorhaben führte die Corona-Pandemie dazu, dass geplante Workshops und Treffen in den digitalen Raum verlegt werden mussten. Dennoch konnte das ambitionierte Vorhaben durchgeführt werden. Berichtet wird darüber im PRIF REPORT Nr. 5/2021 der HSFK.

Das anspruchsvolle Evaluationsdesign wurde in einem längerfristig angelegten Prozess gemeinsam entwickelt. Es sollte möglichst viele Perspektiven einbeziehen (Multiperspektivität), dem Forschungs­gegenstand angemessen vielfältige Methoden anwenden und vor allem sollte es partizipativ konzipiert und realisiert werden. Die Praktiker*innen betonten gegenüber den Wissenschaftler*innen, dass sie vor allem an Begleitung und nicht an Bewertung interessiert sind. Der Report verdeutlicht, dass die Evaluation eines Vorhabens der allgemeinen Prävention und politischen Bildung komplex angelegt sein muss, dass Kooperationspartner*innen (z. B. Schulleitung, Lehrkräfte) integriert werden müssen, dass Praktiker*innen quasi einen zusätzlichen Zeitaufwand haben (Praxis und kooperative Umsetzung der Evaluation) und welchen Nutzen die Evaluation für die Praxis hat. Sichtbar wird jedoch auch, dass die Umsetzung wichtiger Elemente einer Evaluation auch davon abhängig ist, ob einzelne Akteur*innen sich davon einen Gewinn versprechen. Etwas irritierend ist, dass die Teilnehmenden der Bildungsangebote eher nur marginal bei der Evaluation adressiert werden und vor allem danach gefragt wird, wie sie erreicht werden können. Zudem fällt bei der Lektüre auf, dass die Perspektive der Extremismusprävention den Blick auf die Praxis dominiert und im Literaturverzeichnis Veröffentlichungen zur Evaluation der politischen Bildung aus den vergangenen Jahren nicht aufgeführt sind.

Schlicht-Schmälzle, Raphaela/ Theis, Désirée/ Tultschinetski, Sina/ Verhovnik-Heinze, Melanie/ Kautz, Christian/ Kirchmann, Maryam (2021): Erfolgsbedingungen und Herausforderungen für die Zusammenarbeit von Fach­praxis und Wissenschaft bei der Evaluation von Angeboten politischer Bildung, PRIF Report 5/2021, Frankfurt/M.
Download: https://t1p.de/johx0

Ein Beitrag aus