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Neuere kritisch-materialistische Ansätze und Konzepte politischer Bildung

Margit Rodrian-Pfennig, Holger Oppenhäuser, Georg Gläser, Udo Dannemann (Hg.): Dirty Capitalism. Politische Ökonomie (in) der politischen Bildung. Münster (Verlag Westfälisches Dampfboot) 2024, 226 S., 25,00 €

Der hier vorgestellte Sammelband „Dirty Capitalism. Politische Ökonomie (in) der politischen Bildung“ geht auf die gleichnamige Online-Tagung aus dem Jahr 2021 des Forums kritische politische Bildung zurück. Er widmet sich vor allem dem Dirty Capitalism-Ansatz von Sonja Buckel, der die Kategorien sozialer Ungleichheit race, class und gender sowie die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Naturverhältnisse „als sich überkreuzende, strukturell miteinander verwobene und sich gegenseitig bedingende und stützende Herrschaftsverhältnisse“ (10) begreift. Die Herausgeber*innen betonen in der Einleitung ihr Anliegen, mit dem Band die Analyseperspektive des Dirty Capitalism, der in der Tradition von Marx und der Kritischen Theorie steht, als Kapitalismus- und Gesellschaftsanalyse weiterzuentwickeln und für die kritische politische Bildung und deren Didaktik fruchtbar zu machen. Der Sammelband enthält 12 Einzelbeiträge, von denen zwei die Form des Interviews aufweisen, die in diesem Sinne überzeugend unterschiedliche Perspektiven eröffnen. Nachdem Buckel und Sonderegger im ersten Fachartikel ihren Dirty Capitalism-Ansatz konzeptualisieren und ausdifferenzieren, folgen diverse spezifische Aufsätze, die unterschiedliche Facetten des Konzepts, wie beispielsweise die Klimakrise im Kontext gesellschaftlicher Naturverhältnisse und das Herrschaftsverhältnis des Adultismus als eine Erweiterung des Dirty Capitalism, fokussieren und entfalten.

Sonja Buckel und Ruth Sonderegger befassen sich in ihrem für den vorliegenden Band zentralen Basis-Beitrag mit der Entwicklung „Von der Kritischen Theorie zur Analyse und Kritik des Dirty ­Capitalism“, um ihren konzeptionellen Ansatz des Dirty Capitalism als intersektional kritisch-materialistisch und in diesem Sinne herrschaftskritisch zu begründen. Intersektional heißt bei den Autorinnen, die verschiedenen komplexen Herrschaftsverhältnisse als miteinander vermittelt und als die aktuelle Gesellschaftsformation konfigurierend zu begreifen, welche in ihrem inneren Zusammenhang zu analysieren seien. Buckel und Sonderegger konkretisieren, dabei „kommt es kritischer Theorie darauf an, den kapitalistischen Herrschaftszusammenhang ebenso auf Erkenntnissen der Frauen- und Geschlechterforschung, der Queer-Theorie, der postkolonialen Studien oder der Migrationsforschung zu fundieren wie auf der Kritik der Politischen Ökonomie oder auf den Analysen der ökologischen Katastrophe als einer Folge des Kapitalozäns“ (22). Im Folgenden rekurrieren die beiden Autorinnen auf Brands und Wissens Analysekonzept der imperialen Produktions- und Lebensweise, das im Sinne des „Dirty Capitalism“ die ökologische Katastrophe als „gegenwärtige imperiale Ausbeutung der Natur mit…

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Der Rezensent

Ralph Blasche ist Oberstudienrat für die Fächer Politik & Wirtschaft, Philosophie, Ethik und Deutsch an einem Oberstufengymnasium in Südhessen sowie Lehrbeauftragter an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Siegen.

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