
Neue Räume für politische Bildung: Muslimische Akademie Heidelberg
Drei Akademien gehen neue Wege und geben Einblick in ihre Arbeit: In Frankfurt öffnet 2025/26 die Jüdische Akademie ihre Pforten. In Dresden arbeiten die evangelische Landeskirche und das katholische Bistum an der Gründung der ersten christlich-ökumenischen Akademie. In Heidelberg plant die Muslimische Akademie den Bau eines neuen Tagungshauses. Sabena Dontath, Dr. Ulrike Irrgang und Yasemin Soylu schildern, warum religiöse Träger politischer Bildung besondere Impulse geben können. Sie erläutern, wie ihre Akademien gesellschaftliche Dialogräume öffnen, die Diversität der Trägerlandschaft stärken und auf aktuelle Herausforderungen reagieren.
Muslimische Akademie Heidelberg
JOURNAL: Wo stehen Sie gerade in der Entwicklung Ihrer Akademie bzw. Neugründung?
SOYLU: Mit der Muslimischen Akademie Heidelberg institutionalisieren wir erstmalig in Deutschland eine Einrichtung politischer Bildung in muslimischer Trägerschaft – eine Einrichtung, die es in dieser Form bisher weder national noch international gibt.
Die Geschichte der Muslimischen Akademie Heidelberg reicht mittlerweile über zehn Jahre zurück und fußt auf der Initiative Heidelberger Muslime. Als Graswurzelbewegung gründeten wir den Verein „Teilseiend“ mit der Vision als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, zivilgesellschaftliches Engagement von Muslim*innen in und für unsere Gesellschaft zu stärken und hierfür einen Diskursraum zu schaffen. Grundlegende Motivation bis heute ist es, aus dem Glauben heraus einen Beitrag zur Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten. Das Konzept der Muslimischen Akademie orientiert sich hierbei am Vorbild der christlichen Akademien und ihrer Tradition der Demokratieförderung in Deutschland nach dem NS-Regime.
Ergänzend zu den islamisch-theologischen Instituten an Universitäten einerseits sowie den muslimischen Religionsgemeinschaften andererseits führt die Muslimische Akademie Heidelberg Diskurse aus Wissenschaft und Glaubenspraxis zusammen, ermöglicht kontroverse Diskussionen und ihre Übertragung in zivilgesellschaftliches Handeln. Wir bringen das Religiöse als „Dritten Raum“ mit dem Säkularen in Austausch – zwei Sphären, die sich in unserer Gesellschaft immer wieder begegnen. Sie öffnen Wege aus der Welt des Glaubens in die Zivilgesellschaft und umgekehrt.
Im Ehrenamt gestartet besteht unser Team heute aus über 20 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Mittelgeber aus Kommune, Land und Bund finanzieren die inhaltliche Projektarbeit, dazu gehören die Bundeszentrale für politische Bildung, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Baden-Württemberg-Stiftung und die Stadt Heidelberg.
Wir organisieren jährlich über 150 Bildungsveranstaltungen, wie Fortbildungen, Vorträge, Diskussionen, Fachtagungen oder…
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Die Interviewte
Yasemin Soylu studierte Ethnologie, Psychologie sowie Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen in Heidelberg, Osnabrück und Montréal. Seit 2014 engagiert sie sich in der politischen Bildungsarbeit. Mit der Gründung von Mosaik Deutschland e. V. war sie in den Bereichen Antidiskriminierungsarbeit, Extremismusprävention und Demokratieförderung tätig und übernahm 2020 die Geschäftsführung des Vereins.