
Neue Räume für politische Bildung: Christlich-ökumenische Akademie Dresden
Drei Akademien gehen neue Wege und geben Einblick in ihre Arbeit: In Frankfurt öffnet 2025/26 die Jüdische Akademie ihre Pforten. In Dresden arbeiten die evangelische Landeskirche und das katholische Bistum an der Gründung der ersten christlich-ökumenischen Akademie. In Heidelberg plant die Muslimische Akademie den Bau eines neuen Tagungshauses. Sabena Dontath, Dr. Ulrike Irrgang und Yasemin Soylu schildern, warum religiöse Träger politischer Bildung besondere Impulse geben können. Sie erläutern, wie ihre Akademien gesellschaftliche Dialogräume öffnen, die Diversität der Trägerlandschaft stärken und auf aktuelle Herausforderungen reagieren.
Christlich-ökumenische Akademie Dresden
JOURNAL: Wo stehen Sie gerade in der Entwicklung Ihrer Akademie bzw. Neugründung? Warum braucht es diese neben dem bereits Bestehenden? Wie gestaltet sich der Prozess?
Irrgang: Seit einigen Monaten sind wir, die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und die Evangelische Akademie Sachsen, intensiv miteinander auf dem Weg, um eine gemeinsame Akademie der Landeskirche Sachsen und des Bistums Dresden-Meißen zu prüfen. Dazu tagt regelmäßig eine ökumenisch besetzte Arbeitsgruppe, die den Prozess gestaltet und voranbringt. Wir prüfen verschiedene Rechtsformen, verständigen uns über die Struktur und Leitungsform, über die inhaltliche Aufstellung der Studienbereiche und die Anbindung an beide Kirchen. Der Prozess schreitet planmäßig und konstruktiv voran.
Eine auf der Ebene der Landeskirchen bzw. der Bistümer gemeinsam verantwortete Akademiearbeit ist ein Pionierprojekt. Sie ist nicht nur Ausdruck gelingender ökumenischer Zusammenarbeit, sondern auch Motor und Verstärker für Ökumene. Dabei ist zum einen das Zusammenwirken christlicher Konfessionen im Blick, aber auch die zunehmende Bedeutung interreligiöser Vernetzung und das Zusammenwirken mit vielen Akteur*innen aus Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik.
Kirchliche Akademiearbeit hat eine Scharnierfunktion zwischen Kirche und Gesellschaft. Als Akademien erleben wir uns als kirchliche Ansprech- und Kooperationspartner im Bildungsbereich für viele andere gesellschaftliche Institutionen. Diese Scharnierfunktion in ökumenischer Verbundenheit zu leben, intensiviert den Dialog in viele Richtungen. Hinzu kommt, dass die Konfessionalität kirchlicher Bildungsangebote im Osten Deutschlands für einen Großteil der Interessierten eher in den Hintergrund tritt. Darin liegt die Chance, das gemeinsame Christliche in den Vordergrund zu stellen und anschlussfähig zu machen im gesellschaftlichen Dialog. Grundsätzlich möchte eine gemeinsame christliche Akademie angesichts vielfältiger gesellschaftlicher Zerrissenheiten dafür einstehen, dass es sich lohnt, nach dem Verbindenden zu suchen.
JOURNAL: Welche Bedeutung kann (ggf. auch sollte) Religion in der Praxis von politischer Bildung einnehmen? Gibt es ein Praxisbeispiel dazu?…
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Die Interviewte
Dr. Ulrike Irrgang studierte an der TU Dresden Katholische Theologie, Anglistik und Pädagogik und promovierte mit einer Studie zu religiösen Motiven in der Philosophie Gianni Vattimos und der Lyrik Hans Magnus Enzensbergers. Sie war viele Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Systematische Theologie und ist seit 2024 Akademiedirektorin der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.