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Mehr Zeit im Ganztag

Eine kinder- und jugendpolitische Perspektive auf Zeit im Grundschulalter

Immer mehr Kinder verbringen Zeit im Ganztag. Mit der Einführung des bundesweiten Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter wird diese Entwicklung vorangetrieben. Obschon der Titel des Gesetzes die Förderung zum Inhalt hat, werden die aktuellen Debatten aus einer Perspektive des Betreuungs­managements geführt. Nicht berücksichtigt werden die Bildungschancen, welche durch das Gesetz sowohl für Kinder, Schule als auch Kooperationspartner*innen entstehen können.

Spätestens seit der Jahrtausendwende wird Schule immer mehr zur Ganztagsinstitution und nimmt zunehmend größeren Raum im Leben von Kindern und Jugendlichen ein. Die Gründe hierfür sind offensichtlich, die Begründungen oftmals auch, die konkrete Umsetzung der Ganztagsformate bleibt allerdings oft hinter den eigenen Ansprüchen zurück. In erster Linie geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Darüber hinaus haben Arbeitgeber*innen das Anliegen nach möglichst viel verfügbarer Arbeitskraft und Arbeitszeit. Spätestens seit dem ‚Pisa-Schock‘ 2001 werden auch vermehrt Bildungs- und Verwertungsargumente in die Ganztagsdebatte eingebracht. Aus integrations- und sozialpolitischer Perspektive wird das Mehr an Ganztagsangeboten im Hinblick auf mehr Teilhabe und Chancengerechtigkeit weitgehend begrüßt und auf bessere Bildungsergebnisse gehofft.

Beide Beweggründe haben Auswirkungen auf die Debatten zum Ganztag: Bei der Zielsetzung „Betreuung“ scheinen die Aspekte der Quantität und Flexibilität verfügbarer Plätze zentral zu sein, wohingegen bei der Zielsetzung der Verbesserung der Chancengerechtigkeit Qualitätsdebatten geführt werden (müssten). Betrachtet man die Perspektive von Kindern und Jugendlichen, dann zeigen Befragungen, dass der Ganztag im Hinblick auf den „Wohlfühlfaktor“ im Allgemeinen nicht schlecht abschneidet. Kinder beschreiben ihre Erfahrungen mit Ganztagsangeboten relativ positiv. Sie haben in der Regel vertrauensvolle Beziehungen, besuchen die Angebote gern, haben dort Freund*innen, erleben soziale Unterstützung und vermissen sogar den Ganztag in den Ferien. Dies allerdings ist stark abhängig vom Alter der befragten Kinder und Jugendlichen: Je jünger die Befragten sind, desto eher scheinen sie mit dem von ihnen besuchten Ganztagsangebot zufrieden zu sein (vgl. Walther/Nentwig-Gesemann/Fried 2021: 17 ff.). 

Obwohl die Gestaltung von Schule Aufgabe der Bundesländer ist, hat der Bund 2003 mit dem Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung (IZBB) ein Milliardenprogramm ins Leben gerufen, das erheblich zur Entstehung von Ganztagsangeboten in allen Bundesländern beigetragen hat. Damit einhergehend wurden eigene Förderprogramme und Formate in den Ländern aufgesetzt oder weiterentwickelt, sodass heute der Ganztag fast schon zu einer neuen…

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Der Autor

Christian Schroth ist Politologe und arbeitet als Grundsatzreferent beim Bayerischen Jugendring. Aktuelle Schwerpunkte seiner Arbeit sind der Ganztag, die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie das Ehrenamt.

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