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Kritische Perspektiven auf politische Bildung als umkämpftes Feld

Dominik Feldmann, Steffen Pelzel, Jana Sämann (Hg.): Kampffeld politische Bildung. Münster (Verlag Westfälisches Dampfboot) 2024, 214 S., 25 €

Der hier vorgestellte Sammelband „Kampffeld politische Bildung“ geht auf die gleichnamige Tagung aus dem Jahr 2023 des Forums kritische politische Bildung zurück. Politische Bildung wird von den Herausgeber*innen Dominik Feldmann et al. als Profession und Praxis sowie als umkämpftes Feld beschrieben, das Einhegungs-, Einebnungs- und Begrenzungsversuchen unterworfen ist. Das betreffe sowohl die Infrastruktur „als auch die inhaltliche Ausrichtung und theoretische Begründung politischer Bildung im Ganzen“ (9). Die Herausgeber*innen konstatieren eine Zuspitzung staatlicher Anrufungen und Indienstnahmen politischer Bildung und charakterisieren diese sowohl als „Kampf um politische Bildungspraxis“ als auch als „Kampf um die/in der Profession“ (10). Es gelte aus kritischer Perspektive in emanzipatorischer Absicht, „die umkämpfte Ausdeutung der Profession und Praxis politischer Bildung selbstreflexiv aufzugreifen“ (13).

Der Sammelband, der insgesamt 15 Einzelbeiträge enthält, ist in drei Teile gegliedert: I. Einleitende Rahmungen zur Deklination der Schauplätze, oder: Das neue alte Kampffeld? II. Schauplätze: Angriffe und Entgegnungen und III. Gegenstrategien.

Zunächst beleuchtet Kenneth Rösen in seinem instruktiven Beitrag – aus der Perspektive kritisch-materialistischer Bildungstheorie – das Verhältnis von Ökonomie und Pädagogik und diagnostiziert eine Kapitalisierung der Bildung. In diesem Kontext führt er den Begriff Bildungsindustrie ein. Dabei würden die Bildungsinstitutionen „der flächendeckenden Zurichtung des Menschen zu marktförmigen Automaten“ (36) dienen, so dass das gesellschaftskritische und emanzipative Moment von Bildung weitgehend ausgeschlossen werde. Die Konzepte Resilienz und Kompetenzorientierung stünden exemplarisch für das bildungsindustrielle Zeitalter, für das die ökonomische Nutzbarmachung von Bildung oberste Priorität habe. Im Folgenden beschreibt Rösen die Sprache und Wirkmächtigkeit des hegemonialen bildungsindustriellen Komplexes, u. a. exemplarisch am Kompetenzbegriff, der grundsätzliche Kritik neutralisiere und sie auf die Frage einer besseren Finanzierung von Bildung reduziere. Im Abschnitt „Die Entdunkelung durch Bildung“ zeigt der Autor mit Bezugnahmen auf Heydorn und Bernhard auf, dass „Bildung […] nur eingebettet in die gesellschaftlichen (Herrschafts-)Zusammenhänge gedacht werden“ (43) könne. Sie vollziehe sich jedoch „im widersprüchlichen Verhältnis zwischen Integration und Subversion“ (43). Im subversiven Element der Bildung werde Mündigkeit virulent. Rösen argumentiert abschließend überzeugend, dass eine kritisch-materialistische Bildungstheorie auf kritischer Gesellschaftstheorie basieren müsse, „die von einer Kritik der politischen Ökonomie und einer Kritik der Herrschaftsverhältnisse geprägt ist“ (45). Auf der Grundlage von…

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Der Rezensent

Ralph Blasche ist Oberstudienrat für die Fächer Politik & Wirtschaft, Philosophie, Ethik und Deutsch an einem Oberstufengymnasium in Südhessen sowie Lehrbeauftragter an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Siegen.