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„… dass das eben schon politische Bildung ist“

Professionelle Selbstverständnisse in Bezug auf politische Bildung in Handlungsfeldern der Jugendarbeit

Politische Bildung wird in den Handlungsfeldern von Jugendarbeit unter differenten Bedingungen unterschiedlich konzipiert und ­umgesetzt. Es ist daher interessant, die in der kooperativen Zusammenarbeit verschiedener Handlungsfelder besprechbar werdenden spezifischen Selbst- und Fremdwahrnehmungen sowie Bildungsverständnisse zu betrachten, auch um auf dieser Grundlage Handlungsstrategien für die Praxis politischer Bildung abzuleiten.


Im Modellprojekt „Von- und Miteinander Lernen (VoMiLe)“ sind für zwei Jahre an bundesweit acht Standorten Kooperationsbeziehungen initiiert worden. Als Tandem arbeiteten dabei jeweils ein Akteur der außerschulischen Jugendbildung (meist einer Jugendbildungsstätte oder eines Vereins mit Bildungsschwerpunkt) sowie ein Akteur der Offenen Jugendarbeit (meist ein Jugendtreff) in selbstgewählten Kooperations­formaten zusammen. Diese Tandems sind forschend begleitet worden. Vor dem Hintergrund eines Forschungsinteresses an professionellen Selbstverständnissen sowie Verständnissen politischer Bildung, deren Entwicklung in der Kooperation sowie der Frage nach der Wahrnehmung von Anrufungen an die pädagogische Arbeit, sind im Projektzeitraum leitfadengestützte Interviews mit den beteiligten Fachkräften sowie einzelne Gruppendiskussionen im Rahmen von Fachaustauschen geführt worden. Die Kooperation im Projekt kann hier zum einen als Anlass genommen werden, um Fremderzählungen über den ‚anderen‘ Kooperationspartner einzuholen, als auch als Anlass, um Spezifika des eigenen Handlungsfeldes und der eigenen Arbeitsweisen deutlich werden zu lassen. Dies betrifft unter anderem die verschiedenen Bilder, die als Selbst- und Fremderzählungen über die politische Bildungsarbeit in der Offenen ­Jugendarbeit sowie in der außerschulischen ­Bildung gezeichnet werden.  

Die eigene und die andere politische Bildung

Bei den im Projekt teilnehmenden Fachkräften sind heterogene Beschreibungen des Verständnisses politischer Bildung rekonstruierbar, die sich nicht einem spezifischen Handlungsfeld zuschreiben lassen. Hier werden Bezüge auf vielfältige inhaltliche Konzepte vorgenommen – politische Bildung findet als u. a. feministische, intersektionale, historisch-­politische Bildung statt, die an lebenswelt- und alltagsbezogene Anlässe der Zielgruppe angebunden wird. Es lässt sich dabei von einem weiten Politikbegriff ausgehen, in welchem diverse Relationen auf das Politische anschlussfähig werden.

Eine bei Akteur*innen aller Handlungsfelder geteilte Relevanzsetzung ist die, dass politische Bildung verstanden wird in Bezug auf die Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse und als eine handlungs­bezogene Thematisierung eigener Involviertheiten in diese Verhältnisse. Daneben wird jedoch auch eine…

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Die Autorin

Jana Sämann hat von 2021 bis 2024 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Von- und Miteinander Lernen“ am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität Siegen gearbeitet. Seit 2023 promoviert sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-­Graduiertenkolleg „Folgen sozialer Hilfen“ der Universität Siegen und setzt sich in diesem Kontext mit Neutralitätsanrufungen in der politischen Bildung auseinander.